Pädagogisches Konzept

Geschichte: Wir halten es für wichtig, dass Kinder wissen, aus welcher geschichtlichen Tradition sich unsere pädagogische Arbeit entwickelt hat. Wir hießen am Anfang „Kinderfreunde“ und „Sozialistische Arbeiter Jugend“. Heute heißen wir „Sozialistische Jugend Deutschland – Die Falken Rhein-Erft-Kreis“. Viele nennen uns heute kurz "Die Falken" oder auch "Erfties". Geschichtlich haben sich zwei erste Bausteine entwickelt, die wir heute so beschreiben:

„Für Kinder mit zu viel Schatten bieten wir etwas Sonne“

Aus unserer Geschichte heraus ist leicht zu verstehen, dass wir uns Kindern mit geringen Entwicklungschancen besonders verbunden fühlen. So achten wir bei allen unseren Veranstaltungen darauf, dass die Teilnahmehürden möglichst gering sind. Wir bieten aktiv Unterstützung an, um wirklich jedes Kind mitnehmen zu können.

„Für Kinder mit zu viel Sonne bieten wir etwas Schatten“

Wir sind auch für Kinder da, die fast ausschließlich die Sonnenseite des Wohlstandslebens kennengelernt haben. Immer häufiger ist „Wohlstandsverwahrlosung“ zu sehen. Manche Kinder wachsen ohne erkennbare Grenzen auf und bewegen sich orientierungslos in der Welt.

Viele Kinder bewegen sich zum Glück zwischen diesen beiden Polen und nehmen unser Angebot freundlich uns selbstverständlich wahr.

Inklusion: Als wir die damals neue Anforderung aus den Jugendämtern erhielten, doch uns der Inklusion zuzuwenden, haben wir launisch geantwortet: “Das können wir nicht!“ Die erstaunte Rückfrage: „Aber Ihr macht doch sonst so gute Arbeit, warum könnt ihr keine Inklusion?“ haben wir dann so beantwortet: Seit 1904 -dem Jahr unserer Gründung- sind wir noch nicht auf die Idee gekommen „Exklusion“ zu betreiben. Aus diesem Grund brauchen wir die Aufforderung zur Inklusion nicht, da sie für uns schon mehr als 100 Jahre selbstverständlich ist. Niemals wären wir auf die Idee gekommen, einen Menschen aufgrund einer körperlichen oder geistigen Einschränkung aus unserer Gemeinschaft auszuschließen. Das Einzige was uns begrenzt sind die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Entsprechend unseres Grundgedankens, dass mit gutem Willen und Engagement fast alles machbar ist, treten wir in den Austausch mit den Kindern und Eltern, um die Maßnahmen zu besprechen, die nötig sind, um die Teilnahme jedes Kindes und Helfers zu ermöglichen. Da die Kinder und Eltern meist sehr genau wissen, was sie auf der Grundlage ihrer Einschränkung brauchen (sie sind unsere Fachleute) treffen wir mit ihnen klaren Absprachen und lassen uns von ihnen schulen. Wir sind selbst immer wieder erstaunt, wie gut das auch bei völlig neuen Herausforderungen funktioniert.

Koedukation: Bei uns darf sich jeder Mensch in allen angebotenen Feldern erproben. Das Geschlecht spielt für uns dabei keine Rolle. Wir sind auch bei der nächtlichen Unterbringung in Seminarhäusern und Zelten der Meinung, dass die Menschen nicht nach Geschlecht getrennt werden müssen. Hierzu gibt es Erfahrungen aus 100 Jahren Falkenpädagogik, die zeigen, dass die Kinder sich ungezwungen zu selbstbewussten Menschen entwickeln. Die Überbetonung des Geschlechtes durch strenge Trennung bewirkt leider oft das Gegenteil von dem, was es bewirken soll. Es wird eine künstliche Spannung erzeugt, die dann zu Problemen führt. Selbstverständlich respektieren wir die Wünsche der Kinder. Ein Kind, welches geschlechtshomogen untergebracht werden möchte, erhält diese Möglichkeit. Bei großen Veranstaltungen trennen wir die bis 12 jährigen von den 12 -15 jährigen. Ab 16 Jahren gestehen die deutschen Gesetze den Jugendlichen weitgehende sexuelle Selbstbestimmung zu. Wir achten streng darauf, dass es in dieser Altersgruppe keinen Missbrauch von Macht gibt. Unsere Helfer*innen sind gut geschult und entschlossen genug, um jeden Versuch, Machtbeziehungen aufzubauen, zu erkennen und schon im Ansatz zu unterbinden. Auch hier halten wir die geltenden Gesetze für ausreichend und richtungweisend.

Draußen und frei: Große Teile unserer pädagogischen Arbeit finden unter freiem Himmel oder in Zelten statt. Nicht erst seit Covid19 ist uns bekannt, dass frische Luft und Bewegung die Gesundheit fördert. Die Kinder haben in der Geschichte aus dem Mangel an Wohn- und Hobbyraum ein Konzept gemacht. Sie haben sich draußen versammelt und die Welt erkundet. Sie wurden dabei, wegen fehlender Nahrung oft ein wenig dünn und auch schmutzig, aber sie hielten sich gesund. In den frühen Zeltlagern wurden alle Falkenkinder vorher und nachher gewogen und das erhöhte Gesamtgewicht der Teilnehmenden wurde als Erfolg gefeiert. Heute müsste man manchmal das Gegenteil feiern, da nicht mehr der Nahrungsmangel, sondern der Kalorienüberfluss dass Problem darstellt. Die Pädagogik in Zeltlagern hat einen weiteren Vorteil, der in der hohen sozialen Kontrolle und Sicherheit besteht. Zeltplätze besitzen fast keine Angsträume, in denen ein Kind sich unbeschützt fühlen könnte. Feste verwinkelte Gebäuden sind weniger gut zu überblicken und bieten mehr Raum für Übergriffe unter den Kindern und an den Kindern.

Unsere Helfer*innen: „Was kannst du, von dem du glaubst, dass Kinder Spaß daran haben?“ diese Frage muss jeder Mensch beantworten, der mit uns arbeiten möchte. Die jüngsten Helfer*innen sind bei uns 13 Jahre alt und werden behutsam in mehreren Schulungen an den Perspektivenwechsel herangeführt. Auch sie haben schon Talente und Fertigkeiten, mit denen sie Kinder begeistern können. Unsere Teams werden entsprechend der Aufgabenstellung sorgsam zusammengestellt und ausgebildet. Wir achten auf eine gute Mischung nach Geschlecht, Alter und Erfahrung. Wir haben genauso selbstverständlich Frauen in Leitungspositionen wie Männer in der Kleinkindpädagogik. So können wir die gesetzlichen Anforderungen und unserem eigenen hohen Anspruch jederzeit gerecht werden. Fast alle Helfer*innen arbeiten ehrenamtlich, manche im Ferienjobstatus oder als Fachreferenten z.B. für „Erste Hilfe-Kurse“.

Materialien: Wir setzen auf hochwertige und gut gepflegte Materialien. „Sozialisten sind Materialisten mit Materiallisten!“ stand mal an einem unserer Lagerräume. Dieser Spruch gibt unsere Einstellung recht gut wieder. Die Anschaffung, Nutzung und Pflege von Werkzeug und Material ist ebenfalls in unserer Geschichte angelegt. Heute unterstützt der Gedanke der Nachhaltigkeit unsere Idee. Wir möchten das alle Kinder die besten Materialien kennen- und schätzenlernen. Verschwendung ist dumm und teuer. Nutzung und Veredelung von Material macht hingegen Sinn und Spaß. Wir versuchen unseren Bestand an pädagogischen Geräten und Materialien den jeweiligen Ideen und Anforderungen zeitnahanzupassen.